Mittwoch, 8. April 2015

Der Prozess- Franz Kafka

Der Prozess – Franz Kafka
(nett to know: „Der Proceß“ → alte Schreibweise, kann man in Klausuren erwähnen, wenn es dort denn in der alten Schreibweise steht)
-entstand zwischen 1914 & 1915, wurde aber erst 1925 von Max Brod,einem Freund von Kafka, nach dem Tod Kafkas veröffentlicht.
-der Roman ist unvollständig
-Kafka schrieb den Roman nach der aufgelösten Verlobung mit Felice Bauer (nett to know: Kafka hat Briefe an eine Freundin von Felice geschrieben, in denen geht es um die Probleme die er hat → Angst in eine Schreibkrise zu stürzen, diese wiederum zeigt die Briefe Felice und Kafka wird vor einen „Gerichtshof“ von den Frauen gestellt in einem Hotel)

Handlung
Josef K., ein Bankangestellter, wird am morgen seines 30. Geburtstages in seinem Zimmer verhaftet. Von da an befindet er sich in einem immer fortschreitenden Gerichtsprozess und versucht vergeblich herauszufinden warum er angeklagt ist. Er will hartnäckig seine Unschuld beweisen und sucht sich immer die Hilfe bei anderen Personen. So bleibt das Gericht für ihn anonym und unerreichbar bis er am Ende hingerichtet wird am Tag seines 31. Geburtstages.

Zeitliche Einordnung-ein Werk des Expressionismus?
-Gefühl von Unordnung & Chaos → Josef Ks Alltag gerät durch den Prozess durcheinander
-Ich-Zerfall → zunehmende fremdbestimmung, nicht selbständig fähig zu handeln
-Protest gegen das autoritätshörige Bürgertum des deutschen Kaiserreichs
-Einsamkeit und Leere
-anonyme Bedrohung, ausgeliefert sein an eine feindliche Welt

Rolle der Frau

-Frau ist erotisch, anziehend
-Frauenfigur strahlt etwas Fragwürdiges & Lasterhaftes ausgeliefert
-alle Frauen stehen zu einer undurchsichtigen Beziehung zum Gericht
-Frauen erscheinen als: schamlose Geliebte/Prostituierte/sexuell ausschweifend/moralisch verwerflich/enorme erotische Anziehungskraft und Ausstrahlung
-gelten als Helferinnen
-haben nicht mehr die typische Verantwortung für Kinder und Haushalt

Rolle der Männer
-wirken brutal (Prügler, obwohl sie auch nur „Marionetten“ sind)
-rücksichtslos (in Bezug auf Ks Leben)
-mächtig (im Gericht arbeiten nur Männer)
-Frauen als Objekt der Begierde
-einerseits animalische Gewalt, anderseit hündische Unterwerfung
-Männerbild subjektiv durch Ks Innenperspektive

Die Schuldfrage
juristische: -aus Ks Perspektive: Verhaftung ohne begangenes Verbrechen
-Gericht begründet vorgeworfene Schuld nicht
-einzige feststellbare Straftat: Unterlassene Hilfeleistung von K → Prüglerszene
-juristische Schuld zweifelhaft → es wird kein Grund für die Verhaftung gefunden
moralische:-moralisch falsch: unterlassene Hilfeleistung von K
-zu Beginn des Romans: K ist arrogant und Triebgeleitet (in Bezug auf Frauen)
-unfähig sich emotional zu binden
existentielle:-k wird zunehmend fremdbestimmt
-passiv & unternimmt nichts gegen die Verhaftungt
-gibt anderen die Schuld an seiner Lage
-sucht Hilfe bei anderen (vorallem bei Frauen)
-K weht sich nicht → auch nicht bei der Hinrichtung

Die verschiedenen Deutungsansätze

biografischer Deutungsansatz:
-Roman nach der Auflösung der Verlobung mit Felice Bauer entstanden
-Fräulein Bürstner repräsentiert die Ex-Verlobte
-Ks Schuld → die uneingelösten Erwartungen von Felice Bauer → Ks Ablehnung einer Bindung mit Fräulein Bürstner
-Verfremdung, gehobene Juristen → Anlass für Kafka die Juristerei zu veräppeln

philosophischer Deutungsansatz:
-keine Aussage über Dinge treffen, die außerhalb unseres Bewusstseins liegen → eingeschränkte Sicht, nur Bewusstseinswahrnehmung durch K, keine Urteilsbildung
-Geburtstag → Hinweis auf den Lebensanfang, Ende → müsse der Tod folgen
-Prozess als Parabel ( Hilfreich die Parabel Gibs Auf & Kleine Fabel)

psychoanalytischer Deutungsansatz:
-Anfang & Ende = Tag entwickelt sich zum Albtraum
-Schuld konfrontiert → will Schuld nicht eingestehen (Lösung: Schuld eingestehen)
-Existenz: Anforderungen und Moralvorstellungen kollidieren mit seinem Über-Ich (Freud → Über Ich, Ich & Es)
-dräng ins Unterbewusstsein und stört das Ich, dass sich eigentlich dem Gericht seines Gewissens stellen muss → Ks Flucht vor der Schuld
-Schuld = unerfüllte Erwartungen von anderen (Frauen)

soziologischer Deutungsansatz:
-kein hineinversetzen in K, aber ein nachempfinden
-traf damit allg. verbreitetes Lebensgefühl → verbindet subjektiv Leser mit Lebens- und Lesererfahrungen
-Wandel 19.Jhd. Zu 20.Jhd.=Entfremdung
-Großstädte, Verwaltung, Industrie → keine Identifikation/Einheit
-Bewohner der Moderne= Orientierungslos
-Prozess als „Vorahnung“ von nationalsoz. Diktatur
-Juristen: unmenschlich, mörderisch, der Einzelne kein ergreifbares Recht
-geht um Unterwerfung → K bleibt Standhaft, also wird er verurteilt


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