Freitag, 10. April 2015

Hiob-Joseph Roth

Hiob-Joseph Roth
-veröffentlicht 1930
-Roth thematisiert grundlegende Fragen der Existenz: Gerechtigkeit,Schuld, Leiden und Frage nach dem Sinn
-beschäftigt sich aber auch mit den Themen:Religion, Musik, Emigration, moderne Lebensbedingungen
-der Held als „einfacher Mann“

Handlung

Mendel Singer lebt mit seiner Frau Deborah und den drei Kindern Jonas, Schemarjah und Mirjam im fiktiven russischen Ort Zuchnow. Mit Hausunterricht verdient er sich als Bibellehrer seinen spärlichen Lebensunterhalt. Religiöse Rituale bestimmen das Leben der Familie. Als seine Frau das vierte Kind, einen Epileptiker mit Namen Menuchim, zur Welt bringt, brechen in der Familie Konflikte auf: Mendel sieht das behinderte Kind als Heimsuchung Gottes an, die zu ertragen ist. Die Geschwister werden von ihren Freunden wegen Menuchim gehänselt. Deborah versucht, dem Schicksal aktiv zu begegnen: Sie begibt sich zu einem Rabbi, um dessen Rat einzuholen. Der Rabbi prophezeit Menuchims Heilung und rät Deborah, ihr Kind nie zu verlassen.

Menuchim verweigert indessen konsequent sprachliche Konversation, denn bis zu seinem 10. Lebensjahr bleibt sein einziges Wort "Mama". Weitere Schicksalsschläge stellen sich ein: Die beiden Brüder Jonas und Schemarjah sollen zum Militär eingezogen werden. Durch Bemühungen der Mutter kann Schemarjah nach Amerika desertieren, während sein älterer Bruder Jonas Soldat wird. Als die Eltern von heimlichen Liebesbeziehungen ihrer Tochter erfahren, beschließen sie, ihrem Zweitgeborenen nach Amerika zu folgen, um die Tochter vor weiterem Unheil zu bewahren. Mutlos, dass Menuchims Heilung bisher ausgeblieben ist, beschließen Mendel und Deborah, das behinderte Kind in der Obhut von Freunden in Zuchnow zurückzulassen.
Obwohl sich die Gräben zwischen Mendel und seiner Frau vertiefen, beschließen sie, in Amerika ein neues Leben zu beginnen und Menuchim irgendwann nachzuholen. Schemarjah ist mittlerweile verheiratet und als Kaufhausbesitzer zu Ansehen gekommen. Während sich Mirjam in der neuen Welt schnell heimisch fühlt, bleiben Mendel und Deborah die amerikanischen Lebensverhältnisse fremd. Die Kluft zwischen Mirjam und ihrem Vater verschärft sich.
Der Kriegsausbruch in Europa beschert der Familie weiteres Leid: Jonas, der Älteste, soll verschollen sein, Menuchims Schicksal ist unklar. Schemarjah zieht nach dem Kriegseintritt Amerikas als Soldat in den Krieg und fällt. Den fortlaufend negativen Heimsuchungen ist Deborah nicht gewachsen: sie stirbt kurz nach Überbringung der Todesnachricht. Gegen Verrichtung kleiner Dienste wohnt Mendel hinfort bei jüdischen Freunden. Der Tod von Mutter und Bruder treibt seine Tochter Mirjam in den Wahnsinn, sie wird in eine Anstalt eingewiesen. Angesichts all diesen Leids verliert Mendel seinen Glauben und hört auf zu beten. Vor seinem ersehnten Tod möchte er nur noch einmal Menuchim sehen. Insgeheim spart er Geld für eine Reise nach Europa.
Zur selben Zeit gibt der berühmte russische Dirigent Kossak, der aus der Familie von Mendels Frau stammt, orchestrale Konzerte in Amerika. Auf Schallplatten seines Freundes Skowronnek hört Mendel erstmals "Menuchims Lied", das ihn im Innersten bewegt. Bekannte teilen Mendel mit, der Dirigent wolle sich mit ihm treffen, und Mendel erwartet schlimme Nachrichten. Bei einer vorösterlichen Einladung im Kreise jüdischer Freunde erscheint Kossak und offenbart sich schlussendlich als sein geheilter Sohn Menuchim. Damit ist die Prophezeiung erfüllt und er verspricht dem erschütterten Vater, alles dafür zu tun, dass Mirjam geheilt wird.

Zeitliche Einordnung-ein Werk der neuen Sachlichkeit?

-es wurde zwar zur Zeit der Neuen Sachlichkeit verfasst, aber entfernt sich von dieser in seinem Stil, daher ist es kein Roman der Neuen Sachlichkeit
-teilweise dennoch Aspekte der neuen Sachlichkeit vorhanden → dokumentarischer Stil (Parataxe), einfache Sprache
-Roth setzt auf Bildlichkeit und eine schmückende Stillistik, kein Reportagenstil
-biblische Bezüge, Thematik und märchenhafte Elemente entsprechen nicht der Thematik der neuen Sachlichkeit
-Roth selbst hat erwähnt, dass er nicht im Stil/Sinne der Neuen Sachlichkeit schreiben will, da ihm diese Art und Weise der Darstellung nicht gefällt, daher musste er selbst sogar bemerken, dass er mit „Hiob“ an die Grenze der sentimentalen Unterhaltungsliteratur geraten ist oder diese vielleicht sogar überschritten hat

Rolle der Frau

Deborah Singer:
-eigenwillig & selbstständig
-liebevolle Mutter
-klagt häufig und gerne
-erfüllt traditionelle Rechte und Pflichte als jüdische Ehefrau und Mutter (Erziehung, Haushalt, etc )
-verachtet ihren Mann und macht ihm Vorwürfe
-nimmt Rolle der Tragik

Mirjam Singer:
-schön, leichtfüßig → „Gazelle“
-selbstbewusst
-begehrenswert
-Verführerin
-resprektlos gegenüber den Eltern
-kein typisches Frauenbild
-geht später arbeiten → nicht an den Haushalt gebunden

Rolle der Männer

Mendel Singer:
-Lehrer, bringt das Geld ins Haus
-bekommt für seinen Beruf wenig Annerkennung
-prügelt seine Söhne
-zu Beginn liebt & begehrt er Deborah, doch im Romanverlauf distanzieren sie sich immer mehr
-fromm, gottesfürchtig, gewöhnlich
-ein alltäglicher Jude
-möchte sich in Amerika nicht integrieren
-reagiert auf die Schicksalsschläge erst gleichgültig, dann kann er keinen Zusammenhang mehr zwischen seinem Verhalten und den Bestrafungen durch Gott erkennen
-lehnt sich gegen Gott auf und legt die Rituale ab
-sieht Menuchims Genesung dann aber als Zeichen für Gottes unbegreifliche Güte und versöhnt sich mit ihm
-Mendel ist alles andere als modern
-beharrt auf der Rolle des Familienoberhauptes (Patriarch) → scheitert
-Identitätskrise

Schemarjah (Sam):
-scharfer Verstand und leichte sanfte Bewegungen → „Fuchs“
-möchte am jüdischen Lebensstil seines Vaters festhalten
-erkennt seine Identität als Jude an
-im Gegensatz zu seinem Vater möchte er jedoch reich werden
-deswegem und weil er die Welt kennen lernen möchte, entschließt er sich nach Amerika zu flüchten anstatt in den Krieg zu ziehen
-lebt „the American Dream“
-gillt als Held der Familie

Jonas:
-ältester Sohn
-muskulärer und kräftiger Körper → „Bär“
-hält nicht an den jüdischen Vorstellungen seiner Eltern fest
-passt sich an die Gegenwart an
-auf der Heimfahrt von seiner Musterung setzt er sich über die jüdischen Vorschriften hinweg und trinkt mit den russischen Bauern Branntwein, bis er betrunken ist
-hat den Wunsch ein Bauer zu sein, setzt dies aber nicht in die Tat um
-geht freiwillig zum russischen Militär
-er ist mit seinem einfachen Leben zufrieden und hat keine höheren Ansprüche an die Zukunft, er kann beim Militär seine Liebe zu Pferden ausleben

Menuchim:
-jüngstes Kind der Familie
-leidet unter einer Behinderung → Epilepsie
-Eltern schenken ihm sehr viel Aufmerksamkeit und vernachlässigen ihre anderen Kinder
-bringt Mendel den Glauben zurück
-musikalisch, schon als Kind → Mendel singt ihm was vor
-„der Erlöser“
-Geschwister begegnen ihm mit Kälte und ohne Mitleid → versuchen ihn in einer Regentonne zu ertränken

Die Schuldfrage
juristische:
-die Geschwister versuchen ihren ungeliebten, lästigen Bruder Menuchim zu ertränken
moralische/ethische:
-trotz der Prophezeiung des Rabbis, entscheidet sich Deborah Menuchim in Russland zurückzulassen
-Deborah entscheidet sich nur Schemarjah von dem Militärdienst freizukaufen, da das Geld nur für einen Sohn reicht
-beide Elternteile haben in Amerika große Sehnsucht nach Menuchim
-Mirjam trägt zum Undlück der Familie bei durch Egoismus, handeln ohne Verstand und weil sie von ihren Trieben geleitet wird
-Schemarjah lebt vornehm, während seine Familie in ärmli chen Verhältnissen leben muss
-Mac kündig an Menuchim nach Amerika zu holen um sich bei den Eltern einzuschleimen, da er Mirjam heiraten möchte
-Mac und Sam melden sich zum Militärdienst, Sam stirbt, weshalb Deborah tod zusammenbricht
-Mendel will nach den Schicksalsschlägen seine Gebetsutensilien verbrennen und zweifelt an Gott, er ist sich keiner Schuld bewusst und weiß nicht weshalb er eine so harte Strafe verdient hat
-Mendel fühlt sich schuldig gegenüber Deborah und seinen Kindern, denen er ein schlechter Vater gewesen ist
existenzielle: 
-Naivität Mendels zu Beginn, als Mirjam sich mit einem ihrer Soldaten trifft und Mendel glaubt er sei ihr fester Freund
-die Familie zieht auch in Amerika in eine kleine Wohnung und kann sich aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse nicht verständigen
-auch mirjam hat Amerika nicht als Chace genutzt. Sie ist mit Mac zusammen, hat ein Verhältnis mit Mr. Glück und wird folglich in eine Annstalt eingewiesen, da bei ihr eine unheilbare Psychose diagnostiziert wurde


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