Donnerstag, 9. April 2015

Iphigenie auf Tauris-Johann Wolfgang Goethe

Iphigenie auf Tauris-Johann Wolfgang Goethe
-veröffentlicht 1787
-reanimieren der Ständeklausel → „adlige“ Figuren in der Heldenrolle, schaffen einer Distanz, die Mitleiden und -empfinden nicht mehr zulässt, durch betonte künstliche Rede, Motiv nicht zufällig gewählt worden → Griechenland zu der Zeit als reiner Ursprungsort humaner, philosophischer, religiöser und ästhetischer Bestrebungen

Handlung
1.Aufzug
-Iphigenie ist auf der Insel Tauris. Sie wurde von der Göttin Diana dorthin „teleportiert”, da sie andernfalls geopfert worden wäre.
-Sie fühlt sich unglücklich, einsam, vertrieben und hat Sehnsucht nach ihrer Familie und ihrer Heimat (Griechenland).
-Sie stammt aus der Familie der Tantaliden, ihr Vater ist der König Agamemnon. Ihr Bruder ist Orest, ihre Schwester Elektra, ihre Mutter Klytämnestra. Auf der Familie lastet ein Fluch, der die Familienmitglieder dazu bringt, sich gegenseitig zu ermorden.
-Auf der Insel ist sie als Priesterin tätig in einem Tempel, der der Göttin Diana geweiht ist.
-Gewöhnlich wurden auf der Insel Fremde stets im Tempel geopfert. Seit Iphigenies Ankunft ist das nicht mehr der Fall.
-Herrscher auf der Insel ist König Thoas, der als edel beschrieben wird.
-Die Handlung beginnt im Hain (etwa Baumgruppe/Garten) des Tempels. Iphigenie denkt an ihre Heimat. Der Bote Arkas spricht mit ihr und kündigt die Rückkehr des Königs von einem Feldzug an. Er deutet an, dass der König ihr einen Heiratsantrag machen will.
-Der König Thoas tritt auf. Er macht Iphigenie einen Heiratsantrag. Sie lehnt ab. Sie nennt ihre Familienzugehörigkeit und erzählt ihre Familiengeschichte, die sie bisher geheim gehalten hatte.
-Thoas will sie trotz der brutalen Familiengeschichte und trotz des Fluches weiterhin heiraten. Iphigenie wehrt wieder ab, will auf ein göttliches Zeichen warten und hofft immer noch auf Rückkehr in die Heimat.
-Thoas ist wütend über ihre Ablehnung und kündigt an, die Opferung von Menschen wieder zu erlauben.
-Iphigenie bittet die Göttin Diana um Hilfe.



2.Aufzug
-Orest und Pylades sind die Gefangenen. Sie reden miteinander.
-Orest ist pessimistisch bis fatalistisch. Vom baldigen Tod ist er überzeugt, sehnt ihn geradezu herbei, damit er endlich seine Ruhe findet.
-Orest hat seine Mutter (Klytämnestra) ermordet. Er tat dies aus Rache, da sie wiederum Orests Vater (Agamemnon) von ihrem Liebhaber ermorden ließ. Seitdem hat Orest Schuldgefühle und glaubt, von den Rachegöttinnen verfolgt zu werden.
-Pylades hat einen fröhlichen, optimistischen Charakter. Er glaubt, dass sie aus der Sache lebend herauskommen werden und ist überzeugt davon, dass die Götter auf ihrer Seite stehen.
-Pylades vermutet, dass Apollons Auftrag (wonach sie „die Schwester” aus dem Tempel in Tauris nach Delphi bringen sollen) heißt, dass sie das Bildnis der Göttin Diana stehlen sollen.
-Anschließend reden Pylades und Iphigenie miteinander. Beide wissen nicht, wer der jeweils andere ist. Iphigenie sagt gar nichts über ihre Herkunft, Pylades erfindet neue Namen für sich und Orest.
-Pylades erzählt Iphigenie, dass Orest ein Brudermörder sei (leichte Abweichung von der Realität).
-Pylades erzählt Iphigenie vom trojanischen Krieg und vom Tod Agamemnons (und damit ihres Vaters).



3.Aufzug
-Iphigenie und Orest reden miteinander.
-Orests Geschichte nach Iphigenies Verschwinden:
-Sein Vater (Agamemnon, auch Iphigenies Vater) wird von Klytämnestra (Mutter von Orest, Iphigenie und Elektra) und deren Liebhaber ermordet.
-Er wird bei einem Schwager versteckt, lernt dort Pylades kennen.
-Er bringt später aus Rache Klytämnestra um (vor allem Elektra treibt ihn dazu an).
-Seitdem wird er von Schuldgefühlen geplagt und hat Sehnsucht nach dem Tod.
-Iphigenie reagiert überglücklich darauf, ihren Bruder wiederzusehen.
-Orest glaubt, sein Unglück sei ansteckend.
-Orest glaubt, Iphigenie sei eine Rachegöttin, die ihn quälen will (indem sie sich als seine Schwester ausgibt).
-Orest will nur noch sterben.
-Orest fällt in Ohnmacht, bekommt danach Wahnvorstellungen. Er glaubt er sei in der Unterwelt.
-Iphigenie bittet die Göttin Diana um Hilfe, Pylades redet gleichzeitig auf Orest ein.
-Orest kommt wieder zu Verstand, der Fluch verschwindet, seine Lebensfreude kehrt zurück.



4.Aufzug

-Orest und Pylades haben das Schiff wiedergefunden mit dem sie hergekommen sind. Zudem ist Orest nach wie vor „geheilt”, seine Schuldgefühle sind also nicht wiedergekommen.
-Es fehlt dementsprechend nur noch die Statue der Göttin Diana aus dem Tempel.
-Pylades hat Iphigenie genau erklärt, welche Ausreden sie verwenden soll, um die Statue aus dem Tempel zu schaffen und etwas Zeit zu schinden.
-Iphigenie lügt aber äußerst ungern.
-Beim Gespräch mit Arkas macht sich das schnell bemerkbar: Er wird misstrauisch und verlangt, dass die Statue ohne Erlaubnis des Königs zunächst nicht den Tempel verlassen darf.
-Passende Ausreden fallen Iphigenie nicht rechtzeitig ein (und falls doch verwendet sie diese nicht).
-Pylades passt daraufhin den Plan an.
-Vergeblich versucht er, Iphigenie davon zu überzeugen, dass es in Ordnung sei, in dieser Situation zu lügen.
-Sie ist frustriert darüber, den König und die Menschen auf Tauris verraten zu müssen.
-Sie hatte sich immer gewünscht, mit „weißer Weste” wieder nach Hause zurückzukehren.

5.Aufzug

-Arkas äußert sich misstrauisch über Iphigenie.
-Thoas weist an, nach dem Schiff von Orest und Pylades zu suchen und ist enttäuscht von Iphigenies Verrat.
-Anschließend reden Thoas und Iphigenie miteinander.
-Iphigenie beklagt sich darüber, dass er sie respektlos behandelt, nur weil sie eine Frau ist und kein Schwert bei sich trägt.
-Thoas sagt, er schätze Worte mehr als Schwerter.
-Iphigenie beichtet den gesamten Fluchtplan.
-Orest kommt hinzu, Iphigenie kann einen Kampf verhindern.
-Orests Leute kämpfen inzwischen gegen die Soldaten von Thoas und sind kurz davor, geschlagen zu werden.
-Thoas und Orest befehlen jeweils, die Kampfhandlungen einzustellen (Waffenstillstand).
-Orest erkennt nun, dass Apollon tatsächlich wollte, dass er Iphigenie von Tauris befreit — und nicht die Statue der Göttin Diana stiehlt.
-Iphigenie schafft es schließlich allein mit Worten, Thoas dazu zu bringen, sie gehen zu lassen.



http://www.rither.de/a/deutsch/goethe/iphigenie/zusammenfassung-1-aufzug/

Zeitliche Einordnung-ein Drama der Klassik?
-Humanität z.b Verzicht auf Menschenopfer
-Harmoniestreben z.B. Iphigenie
-Antike Kultur → Tantalidenfluch
-Reinheit und Wahrhaftigkeit → Verkörperung durch Iphigenie
-Iphigenie als Verkörperung des Ideals der Klassik
-klassisches Drama → 5.Akte, geringe Personenzahl



Rolle der Frau
-emanzipiert
-zu Beginn: strahlt Schwäche aus, Beklagt Frauenzustand
-orientiert sich am eigenen Empfinden
-Iphigenie ist untergeordnet → König Thoas hält sie auf der Insel
-repräsentiert plötzlich starkes Geschlecht → mutig, eigenständiges Handeln
-stellt ihr Verhalten am Ende über das des Mannes → ordnet sich nicht Pylades unter → sagt Thoas die Wahrheit
-selbstbestimmte, selbstverantwortliche, friedliche, menschliche Frauenfigur

Rolle der Männer
Thoas
-will Iphigenie zur Frau
-findet nicht nur ihre Schönheit anziehend, sondern auch ihr Engagement, das über sein Frauenbild hinausragt (Hausfrau, Mutter, Tempel)
-verletzt über die Ablehnung des Antrags → hat ihr nur Gutes getan, Freundschaft und Verehrung entgegen gebracht
-Iphigenies Wahrheitsliebe und Loyalität berühren ihn, den „Barbaren“

Arkas
-Vertrauter Thoas
-kümmert sich treu und vernünftig um die Angelegenheiten Thoas
-manipuliert nicht

Orest
-Iphigenies Bruder, „Muttermörder“
-stärkste Wandlung → hoffnungslos& geistesabwesend zu erholt und hoch optimistisch
-sieht sich und Pylades als todgeweiht an
-Rachegöttinnen treiben in in den Wahnvorstellungen
-wird von Iphigenies Gebeten befreit und will seine Bestimmung erfüllen

Pylades

-Gefährte von Orest, Freund von Iphigenie
-Mann der Tatsächlich
-sieht Chancen und will diese auch mit List nutzen, aber setzt dadurch viel in Bewegung


Die Schuldfrage

juristische: -Straftat: ermorden von Familienmitgliedern → Fluch
-Orest & Pylades → Diebstahl der Statue
-Menschenopfer auf Tauris
moralische:- Plan von Orest & Pylades → Lügen werden von der Klassik abgelehnt
existentielle:-anfängliche Fremdbestimmung Iphigenies → Abhänigkeit von den Göttern
-Orest: passiv bis er von den Rachegöttinnen befreit wird


Bezug zu den Göttern
Iphigenie:
-Dienerin Dianas (aus Dankbarkeit für die Rettung) → Respekt vor den Göttern → unternimmt nichts gegen ihr Schicksal → ist passiv
-aber: Abschaffung der Menscheopfer
-beklagt die Notwendigkeit der Menschenopfer
-bittet Diana um Hilfe als Orest und Pylades auf die Insel kommen und geopfert werden sollen
-bittet Diana um Hilfe, um Orest zu heilen
-Iphigenies Konflikt zwischen Pflicht & Neigung: Thoas vertraut ihr, sie darf ihn nicht hintergehen, aber sonst müsste sie Orest und Pylades opfern
-Iphigenie zögert Opferung hinaus, beklagt die gnadenlose Rache der Götter, hinterfragt aber am Schluss deren dauerhaften Bestand (Parzenlied), widersetzt sich ihnen und verlässt Tauris

Orest:
-Angst vor den Göttern/dem Fluch → gehorcht ihnen (geht nach Tauris)
-immer andauernder „Kampf“
-durch Halluzinationen → „lernt Götter/Ahnherrn kennen“ → „versöhnt“ sich mit ihnen
-Halluzinationen, Depressionen, „nicht da“, psychisch angeschlagen
-von Fluch befreit → keine Angst/Hass mehr → Dankbarkeit
-Umdeutung des Orakelspruchs (nicht Statue klauen, sondern Iphigenie retten)
-Selbstbestimmt zum Ende hin
-Todessehnsucht verschwindet → nicht mehr passiv sondern aktiv

Pylades:
-kein/kaum Bezug zu den Göttern → sehr selbstbestimmt
-kein Humanitätbeispiel → drängt Iphigenie zum Lügen
-egoistisch/unvernünftig




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