Iphigenie
auf Tauris-Johann Wolfgang Goethe
-veröffentlicht 1787
-reanimieren der Ständeklausel
→ „adlige“ Figuren in der Heldenrolle, schaffen einer Distanz,
die Mitleiden und -empfinden nicht mehr zulässt, durch betonte
künstliche Rede, Motiv nicht zufällig gewählt worden →
Griechenland zu der Zeit als reiner Ursprungsort humaner,
philosophischer, religiöser und ästhetischer Bestrebungen
Handlung
1.Aufzug
-Iphigenie
ist auf der Insel Tauris. Sie wurde von der Göttin Diana dorthin
„teleportiert”, da sie andernfalls geopfert worden wäre.-Sie fühlt sich unglücklich, einsam, vertrieben und hat Sehnsucht nach ihrer Familie und ihrer Heimat (Griechenland).
-Sie stammt aus der Familie der Tantaliden, ihr Vater ist der König Agamemnon. Ihr Bruder ist Orest, ihre Schwester Elektra, ihre Mutter Klytämnestra. Auf der Familie lastet ein Fluch, der die Familienmitglieder dazu bringt, sich gegenseitig zu ermorden.
-Auf der Insel ist sie als Priesterin tätig in einem Tempel, der der Göttin Diana geweiht ist.
-Gewöhnlich wurden auf der Insel Fremde stets im Tempel geopfert. Seit Iphigenies Ankunft ist das nicht mehr der Fall.
-Herrscher auf der Insel ist König Thoas, der als edel beschrieben wird.
-Die Handlung beginnt im Hain (etwa Baumgruppe/Garten) des Tempels. Iphigenie denkt an ihre Heimat. Der Bote Arkas spricht mit ihr und kündigt die Rückkehr des Königs von einem Feldzug an. Er deutet an, dass der König ihr einen Heiratsantrag machen will.
-Der König Thoas tritt auf. Er macht Iphigenie einen Heiratsantrag. Sie lehnt ab. Sie nennt ihre Familienzugehörigkeit und erzählt ihre Familiengeschichte, die sie bisher geheim gehalten hatte.
-Thoas will sie trotz der brutalen Familiengeschichte und trotz des Fluches weiterhin heiraten. Iphigenie wehrt wieder ab, will auf ein göttliches Zeichen warten und hofft immer noch auf Rückkehr in die Heimat.
-Thoas ist wütend über ihre Ablehnung und kündigt an, die Opferung von Menschen wieder zu erlauben.
-Iphigenie bittet die Göttin Diana um Hilfe.
2.Aufzug
-Orest und Pylades sind die Gefangenen. Sie reden miteinander.
-Orest ist pessimistisch bis fatalistisch. Vom baldigen Tod ist er überzeugt, sehnt ihn geradezu herbei, damit er endlich seine Ruhe findet.
-Orest hat seine Mutter (Klytämnestra) ermordet. Er tat dies aus Rache, da sie wiederum Orests Vater (Agamemnon) von ihrem Liebhaber ermorden ließ. Seitdem hat Orest Schuldgefühle und glaubt, von den Rachegöttinnen verfolgt zu werden.
-Pylades hat einen fröhlichen, optimistischen Charakter. Er glaubt, dass sie aus der Sache lebend herauskommen werden und ist überzeugt davon, dass die Götter auf ihrer Seite stehen.
-Pylades vermutet, dass Apollons Auftrag (wonach sie „die Schwester” aus dem Tempel in Tauris nach Delphi bringen sollen) heißt, dass sie das Bildnis der Göttin Diana stehlen sollen.
-Anschließend reden Pylades und Iphigenie miteinander. Beide wissen nicht, wer der jeweils andere ist. Iphigenie sagt gar nichts über ihre Herkunft, Pylades erfindet neue Namen für sich und Orest.
-Pylades erzählt Iphigenie, dass Orest ein Brudermörder sei (leichte Abweichung von der Realität).
-Pylades erzählt Iphigenie vom trojanischen Krieg und vom Tod Agamemnons (und damit ihres Vaters).
3.Aufzug
-Iphigenie und Orest reden miteinander.
-Orests Geschichte nach Iphigenies Verschwinden:
-Sein Vater (Agamemnon, auch Iphigenies Vater) wird von Klytämnestra (Mutter von Orest, Iphigenie und Elektra) und deren Liebhaber ermordet.
-Er wird bei einem Schwager versteckt, lernt dort Pylades kennen.
-Er bringt später aus Rache Klytämnestra um (vor allem Elektra treibt ihn dazu an).
-Seitdem wird er von Schuldgefühlen geplagt und hat Sehnsucht nach dem Tod.
-Iphigenie reagiert überglücklich darauf, ihren Bruder wiederzusehen.
-Orest glaubt, sein Unglück sei ansteckend.
-Orest glaubt, Iphigenie sei eine Rachegöttin, die ihn quälen will (indem sie sich als seine Schwester ausgibt).
-Orest will nur noch sterben.
-Orest fällt in Ohnmacht, bekommt danach Wahnvorstellungen. Er glaubt er sei in der Unterwelt.
-Iphigenie bittet die Göttin Diana um Hilfe, Pylades redet gleichzeitig auf Orest ein.
-Orest kommt wieder zu Verstand, der Fluch verschwindet, seine Lebensfreude kehrt zurück.
4.Aufzug
-Es fehlt dementsprechend nur noch die Statue der Göttin Diana aus dem Tempel.
-Pylades hat Iphigenie genau erklärt, welche Ausreden sie verwenden soll, um die Statue aus dem Tempel zu schaffen und etwas Zeit zu schinden.
-Iphigenie lügt aber äußerst ungern.
-Beim Gespräch mit Arkas macht sich das schnell bemerkbar: Er wird misstrauisch und verlangt, dass die Statue ohne Erlaubnis des Königs zunächst nicht den Tempel verlassen darf.
-Passende Ausreden fallen Iphigenie nicht rechtzeitig ein (und falls doch verwendet sie diese nicht).
-Pylades passt daraufhin den Plan an.
-Vergeblich versucht er, Iphigenie davon zu überzeugen, dass es in Ordnung sei, in dieser Situation zu lügen.
-Sie ist frustriert darüber, den König und die Menschen auf Tauris verraten zu müssen.
-Sie hatte sich immer gewünscht, mit „weißer Weste” wieder nach Hause zurückzukehren.
5.Aufzug
-Thoas weist an, nach dem Schiff von Orest und Pylades zu suchen und ist enttäuscht von Iphigenies Verrat.
-Anschließend reden Thoas und Iphigenie miteinander.
-Iphigenie beklagt sich darüber, dass er sie respektlos behandelt, nur weil sie eine Frau ist und kein Schwert bei sich trägt.
-Thoas sagt, er schätze Worte mehr als Schwerter.
-Iphigenie beichtet den gesamten Fluchtplan.
-Orest kommt hinzu, Iphigenie kann einen Kampf verhindern.
-Orests Leute kämpfen inzwischen gegen die Soldaten von Thoas und sind kurz davor, geschlagen zu werden.
-Thoas und Orest befehlen jeweils, die Kampfhandlungen einzustellen (Waffenstillstand).
-Orest erkennt nun, dass Apollon tatsächlich wollte, dass er Iphigenie von Tauris befreit — und nicht die Statue der Göttin Diana stiehlt.
-Iphigenie schafft es schließlich allein mit Worten, Thoas dazu zu bringen, sie gehen zu lassen.
http://www.rither.de/a/deutsch/goethe/iphigenie/zusammenfassung-1-aufzug/
Zeitliche
Einordnung-ein Drama der Klassik?
-Humanität
z.b Verzicht auf Menschenopfer
-Harmoniestreben
z.B. Iphigenie
-Antike
Kultur → Tantalidenfluch
-Reinheit
und Wahrhaftigkeit → Verkörperung durch Iphigenie
-Iphigenie
als Verkörperung des Ideals der Klassik
-klassisches
Drama → 5.Akte, geringe Personenzahl
Rolle
der Frau
-emanzipiert
-zu
Beginn: strahlt Schwäche aus, Beklagt Frauenzustand
-orientiert
sich am eigenen Empfinden
-Iphigenie
ist untergeordnet → König Thoas hält sie auf der Insel
-repräsentiert
plötzlich starkes Geschlecht → mutig, eigenständiges Handeln
-stellt
ihr Verhalten am Ende über das des Mannes → ordnet sich nicht
Pylades unter → sagt Thoas die Wahrheit
-selbstbestimmte,
selbstverantwortliche, friedliche, menschliche Frauenfigur
Rolle
der Männer
Thoas
-will
Iphigenie zur Frau
-findet
nicht nur ihre Schönheit anziehend, sondern auch ihr Engagement, das
über sein Frauenbild hinausragt (Hausfrau, Mutter, Tempel)
-verletzt
über die Ablehnung des Antrags → hat ihr nur Gutes getan,
Freundschaft und Verehrung entgegen gebracht
-Iphigenies
Wahrheitsliebe und Loyalität berühren ihn, den „Barbaren“
Arkas
-Vertrauter
Thoas
-kümmert
sich treu und vernünftig um die Angelegenheiten Thoas
-manipuliert
nicht
Orest
-Iphigenies
Bruder, „Muttermörder“
-stärkste
Wandlung → hoffnungslos& geistesabwesend zu erholt und hoch
optimistisch
-sieht
sich und Pylades als todgeweiht an
-Rachegöttinnen
treiben in in den Wahnvorstellungen
-wird
von Iphigenies Gebeten befreit und will seine Bestimmung erfüllen
Pylades
-Gefährte
von Orest, Freund von Iphigenie
-Mann
der Tatsächlich
-sieht
Chancen und will diese auch mit List nutzen, aber setzt dadurch viel
in Bewegung
Die
Schuldfrage
juristische:
-Straftat: ermorden von Familienmitgliedern → Fluch
-Orest & Pylades → Diebstahl der Statue
-Menschenopfer auf Tauris
moralische:-
Plan von Orest & Pylades → Lügen werden von der Klassik
abgelehnt
existentielle:-anfängliche
Fremdbestimmung Iphigenies → Abhänigkeit von den Göttern
-Orest: passiv bis er von den Rachegöttinnen befreit wird
Bezug
zu den Göttern
Iphigenie:
-Dienerin
Dianas (aus Dankbarkeit für die Rettung) → Respekt vor den Göttern
→ unternimmt nichts gegen ihr Schicksal → ist passiv
-aber:
Abschaffung der Menscheopfer
-beklagt
die Notwendigkeit der Menschenopfer
-bittet
Diana um Hilfe als Orest und Pylades auf die Insel kommen und
geopfert werden sollen
-bittet
Diana um Hilfe, um Orest zu heilen
-Iphigenies
Konflikt zwischen Pflicht & Neigung: Thoas vertraut ihr, sie darf
ihn nicht hintergehen, aber sonst müsste sie Orest und Pylades
opfern
-Iphigenie
zögert Opferung hinaus, beklagt die gnadenlose Rache der Götter,
hinterfragt aber am Schluss deren dauerhaften Bestand (Parzenlied),
widersetzt sich ihnen und verlässt Tauris
Orest:
-Angst
vor den Göttern/dem Fluch → gehorcht ihnen (geht nach Tauris)
-immer
andauernder „Kampf“
-durch
Halluzinationen → „lernt Götter/Ahnherrn kennen“ →
„versöhnt“ sich mit ihnen
-Halluzinationen,
Depressionen, „nicht da“, psychisch angeschlagen
-von
Fluch befreit → keine Angst/Hass mehr → Dankbarkeit
-Umdeutung
des Orakelspruchs (nicht Statue klauen, sondern Iphigenie retten)
-Selbstbestimmt
zum Ende hin
-Todessehnsucht
verschwindet → nicht mehr passiv sondern aktiv
Pylades:
-kein/kaum
Bezug zu den Göttern → sehr selbstbestimmt
-kein
Humanitätbeispiel → drängt Iphigenie zum Lügen
-egoistisch/unvernünftig
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